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“DU SIEHST GAR NICHT AUTISTISCH AUS!” – AUTISMUS UND ÄUSSERES ERSCHEINUNGSBILD
“DU SIEHST GAR NICHT AUTISTISCH AUS!”
Zahllose autistische Menschen bekommen diesen Satz in ihrem Leben zu hören. Warum sagen Menschen das zu uns?
1. Menschen denken, es sei ein Kompliment, autistischen Menschen zu sagen, dass sie nicht autistisch aussehen. Weil autistisch zu sein als schlecht gilt, “normal” zu sein als besser gilt, und “normal” auszusehen deshalb als etwas Gutes gilt.
2. Menschen haben eine von Vorurteilen geprägte Idee davon, wie Autismus aussieht. Hauptsächlich basierend auf Dingen wie dem Film “Rainman”. Jeder, der nicht so aussieht, wie sie denken dass Autismus aussieht, kann also in ihrem Glauben nicht autistisch sein.
Autistische Menschen korrigieren diese fehlgeleitete Aussage schon seit geraumer Zeit. Wir erzählen Menschen, dass MASKIEREN (autistische Verhaltensweisen zu unterdrücken, um nicht-autistisch zu erscheinen) extrem schädlich für uns ist, und man uns deshalb nicht dazu gratulieren sollte, nicht autistisch auszusehen. Wir erzählen Menschen, dass autistische Menschen Individuen sind und wie unser Autismus von außen aussieht entsprechend auch individuell verschieden ist.
Hier biete ich eine detailliertere Perspektive von Letzterem an.
UND OB ICH AUTISTISCH AUSSEHE
Zum Einen sehe ich autistisch aus, weil ich autistisch bin. Einfach, oder?
Aber mehr als das sehe ich autistisch aus, weil die Mehrheit meines körperlichen Erscheinungsbildes ein direktes Resultat meines Autismusses ist.
Was schlecht informierte Menschen als “autistisch aussehen” betrachten, ist hauptsächlich sichtbares, stereotypisches autistisches Verhalten. Ich stimme in der Öffentlichkeit, habe Meltdowns, und verhalte mich sichtbar autistisch. Aber es gibt immer Dinge an meinem Aussehen, die beobachtbar autistisch sind. Menschen wissen nur nicht, dass diese Dinge autistisch sind, weil sie nicht dem sehr engen „So sieht Autismus aus“ Vorurteil entsprechen.
ICH BIN VON KOPF BIS FUSS SICHTBAR AUTISTISCH – WENN MAN WEISS, WONACH MAN SUCHEN MUSS
Nichtautisten wählen ihr körperliches Erscheinungsbild großteils danach, wie es sie aussehen lässt und wie es sie sich geistig und emotional fühlen lässt.
Während das sicherlich auch auf viele autistische Menschen zutrifft, so wählen viele von uns unser körperliches Erscheinungsbild großteils danach, wie es uns uns körperlich fühlen lässt. Und viele von uns legen mehr Wert darauf, wie unser körperliches Erscheinungsbild uns körperlich fühlen lässt, als alles Andere, einfach weil wir es müssen.
KOPF
Normalerweise trage ich…
…eine Mütze und Sonnenbrille, um mit Lichtüberempfindlichkeit zu helfen.
…einen Gehörschutz, um mit Geräuschhypersensibilität zu helfen.
…meine Haare rasiert oder hochgebunden, weil ich das Kitzeln von Haaren an Ohren, und Gesicht nicht ertrage.
…kein Makeup, weil ich es nicht ertrage, wie es sich auf meiner Haut anfühlt.
…keine hängenden Ohrringe, weil ich das konstante Geräusch direkt neben meinen Ohren nicht ertrage.
BIS
Normalerweise trage ich…
…lange Hosen und Oberteile, um mit meiner Körperwahrnehmung zu helfen.
…eine vibrierende Armbanduhr, um mit meiner fehlenden Exekutivfunktion zu helfen.
…Materialien wie Baumwolle, weil ich weiche Materialien nicht ertrage und die meiste Synthetik mich viel schwitzen lässt.
…keinen hängenden Schmuck, weil ich unerwartete, ungleichmäßige Berührungen nicht ertrage.
…Kleidung in braun und grau, um mit meiner Farbhypersensibilität zu helfen.
…immer eine Tasche bei mir, weil ich Wasser, Snacks, und Hilfsmittel für meine Reizverarbeitung immer dabei haben muss.
…keinen Nagellack, weil ich nicht ertrage, wie meine Finger sich damit anfühlen.
FUSS
Normalerweise trage ich…
…enge Schuhe, um mit meiner Körperwahrnehmung zu helfen.
…flache Schuhe, um mit meinem Gleichgewicht zu helfen.
…Socken in meinen Sandalen, weil ich das Gefühl von verschwitzter Haut in direktem Kontakt mit meinen Schuhen nicht ertrage.
Alles an meinem körperlichen Erscheinungsbild kann Menschen also etwas über meinen Autismus erzählen, wenn sie hinter die Vorurteile gucken und Autismus besser verstehen lernen.
So etwas wie das autistische Aussehen gibt es nicht.
Hier sind einige andere autistische Perspektiven zum Thema “Autistisch aussehen”:
Chris Bonello at AUTISTIC NOT WEIRD
Katy Gough at ALEX LOWERY
Christina Gleason at WELL IN THIS HOUSE
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