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DAS 3 STUFEN MODELL VON MELTDOWNS
WAS MELTDOWNS SIND – UND NICHT SIND
Der Begriff „Meltdown“ bezeichnet einen beobachtbaren, unfreiwilligen Ausbruch emotionaler und/oder physischer Energie, den eine Person erlebt. Meltdowns sind das Resultat eines Overloads, der nicht rechtzeitig behoben wurde. „Oberload“ bedeutet, dass das Gehirn mehr Input bekommt, als es verarbeiten kann.
Overloads können schrittweise, mit Warnzeichen passieren. Ein Meltdown kann dann eventuall verhindert werden, wenn der Overload gestoppt wird, bevor es zu spät ist. Overloads können auch plötzlich, ohne Warnzeichen und Zeit zu reagieren passieren, was augenblicklich einen Meltdown triggern kann. Sobald man plötzliche Meltdown Trigger kennt, kann ein Vermeiden dieser daraus resultierende Meltdowns verhindern.
Meltdowns werden oft mit Wutanfällen verwechselt, aber während die beiden für aussenstehende Beobachter ähnlich aussehen können, sind sie nicht ansatzweise das Selbe.
Meltdowns sind kein Verhaltensproblem. Sie sind nicht Etwas, das jemand tut, sie sind Etwas, das jemand erlebt.
Während die Anzahl und Intensität der Meltdowns, die jemand hat, sich im Laufe des Lebens ändern kann, sind Meltdowns nichts, aus dem man notwendigerweise herauswächst. Erwachsene haben Meltdowns. Um sie zu managen, muss man ihre Trigger verstehen und lernen, und diese dann vermeiden, oder Anpassungen schaffen, um mit ihnen umgehen zu können.
Meltdowns sind auch keine autistische Eigenschaft. Sie sind kein unumgänglicher Teil des Autist-Seins.
WAS MELTDOWNS VERURSACHT
Häufige Meltdown Trigger sind:
SENSORISCHE REIZE wie Geräusche, Licht, Farben, Temperatur, Geschmack, Gerüche, Anfassen.
PLÖTZLICHE UNERWARTETE SENSORISCHE REIZE
wie eine Autohupe, eine zuknallende Tür, eine Türklingel, Klatschen, Anfassen, Stolpern, Fallen.
VERÄNDERUNG
wie einen neuen Weg fahren, neue Menschen treffen, eine neue Schule, ein neuer Job, Umziehen, Übergänge, sich änderne Abläufe.
KOMMUNIKATIONSSCHWIERIGKEITEN
wie nicht sprechen können, nicht die richtigen Worte finden können, nicht angehört werden.
KOGNITIVE INFORMATIONSVERARBEITUNG
wie Hausaufgaben, Fragen gestellt bekommen, zu versuchen Anleitungen zu lesen, zu verstehen, und zu befolgen, Planen, Organisieren, Multi-Tasking, Zeitmanagement.
FORDERUNGEN
wie zu einer Antwort aufgefordert, oder Etwas tun zu sollen.
KÖRPERLICHE URSACHEN
wie Schmerzen, Krankheit, Hunger, Durst, Müdigkeit, bestimmte Nährstoffmängel, Hormonungleichgewicht.
EMOTIONEN
wie Traurigkeit, Ärger, Ungerechtigkeit, und Empathie.
DIE DREI STUFEN EINES MELTDOWNS
Meltdowns haben gewöhnlich drei Stufen: Prä-Meltdown, Mid-Meltdown, und Post-Meltdown. Schauen wir uns einmal genau an, wie sich jede Stufe anfühlt, wie sie aussieht, und was einer Person helfen kann, die sie gerade erlebt. Bitte unbedingt beachten, dass jede Art von Aktion, wann immer irgendwie möglich, immer nur mit vorherigem Einverständnis der betroffenen Person stattfinden sollte.
PRÄ-MELTDOWN
WIE SICH PRÄ-MELTDOWN ANFÜHLT
Prä-Meltown fühlt sich für mich an, wie ein Druckkochtopf, der auf dem Herd kocht. Wenn der kleine Kopf hoch springt, ist es Zeit, Druck abzulassen, oder das Ganze explodiert. Nur habe ich leider keinen praktischen kleinen Knopf, der hoch springt, und mir sagt, wann ich Druck ablassen muss, sondern muss versuchen, die Signale meines Körpers wahrzunehmen und richtig zu interpretieren.
Mein ganzer Körper ist angespannt. Ich kann meine Gedanken nicht mehr in Sprache umwandeln. Ich spüre den Drang, mich zu bewegen, oder weg zu laufen. Es fühlt sich an, als würde ich von innen her explodieren.
WIE PRÄ-MELTDOWN AUSSIEHT
Prä-Meltdown zeigt eine Person gewöhnlich Anzeichen einer Notlage wie:
– zunehmendes Stimming
– Angst
– hin und her gehen
– wiederholend Fragen stellen zur Rückversicherung
– sehr regungslos und still werden
WAS PRÄ-MELTDOWN HELFEN KANN
Wenn ein Overload rechtzeitig erkannt wird, kann die Ursache stoppen und dann Druck abbauen helfen, einen Meltdown zu vermeiden.
Einige Dinge, die Druck abbauen können, sind:
– vokalisches Stimming
– physisches Stimming
– in ein Kissen schreien
– ein Kissen schlagen
– auf der Stelle hüpfen
– rennen oder schnell gehen
– sich leicht auf den eigenen Körper schlagen
– tiefer Druck z.B. mit einer festen Ummarmung, Gewichtsdecke, oder Druckweste
MID-MELTDOWN
WIE SICH MID-MELTDOWN ANFÜHLT
Ein Meltdown ist der Druckkochtopf, der explodiert, weil das Ventil nicht rechtzeitig geöffnet wurde. Alles explodiert in Weinen, Vokalisationen, und Selbstverletzung. Ich habe keine Kontrolle, keine Möglichkeit, es zu stoppen, ich kann es nur vorrüber gehen lassen. Andere Menschen müssen sich fernhalten. Jede zusätzliche Information, die ich jetzt verarbeiten muss, wie etwa Fragen gestellt bekommen, oder gesagt bekommen, dass ich mich beruhigen soll, macht es nur noch schlimmer.
WIE MID-MELTDOWN AUSSIEHT
Ein Meltdown kann sich vokalisch, physisch, oder in einer Kombination von beidem zeigen:
VOKALISCH
– vokalisches Stimming
– schreien und brüllen
– weinen
– jegliche Art von Vokalisationen (knurren, grunzen, kreischen, etc.)
PHYSISCH
– physisches Stimming
– weinen
– treten
– sich selbst und/oder Andere schlagen, beißen, kratzen etc.
– den Kopf gegen Boden oder Wand schlagen
WAS MID-MELTDOWN HELFEN KANN
Bitte beachten, dass was auch immer jemand während seiner Meltdowns tut, dessen Körper instinktiv tut, um die Situation zu bewältigen. Es ist unglauglich wichtig, nicht Dinge zu tun, die den Meltdown noch schlimmer machen.
Dies ist mein bester Versuch allgemeingültigen Rat zu geben. Bitte nie vergessen, dass die folgenden Schritte eventuell je nach Person angepasst werden müssen.
1. MELTDOWN TRIGGER ENTFERNEN
2. ZUHÖREN, ANERKENNEN, RESPEKTIEREN
Wenn eine Person einen Meltdown hat und sagt „Sei still!“, sei still. Wenn sie dich wegstößt, bleib weg. Wenn sie nach Etwas schreit, versuche, es zu ermöglichen.
3. EINEN SICHEREN ORT SCHAFFEN
Gefähliche Gegenstände und alles, was nicht kaputt gehen soll, aus dem Weg räumen. Falls notwendig, die Person an einen sicheren Ort bringen. Falls Selbstverletzung oder Verletzung von Anderen verhindert werden muss, so sollte dies immer mit der am wenigsten invasiven Methode möglich getan werden.
4. SO VIELE REIZE WIE MÖGLICH ENTFERNEN
Dies gilt für sensorische Reize, ebenso wie für Informationen, die verarbeitet werden müssen, und Menschen. Wenn gesprochen werden muss, dann ruhig.
5. HILFREICHE DINGE ZUGÄNGLICH MACHEN
Dinge können in Reichweite der Person in Meltdown gelegt werden, und sie kann informiert werden, dass sie da sind. Es darf keine Antwort oder Reaktion erwartet werden.
POST-MELTDOWN
WIE SICH POST-MELTDOWN ANFÜHLT
Wenn der Meltdown vorrüber ist, bin ich erschöpft und habe meistens irgendwo Schmerzen. Meist gehe ich dann in einen Shutdown über. Wie lange dieser andauert, variiert stark, von ein paar Minuten, bis zu mehreren Tagen.
Passiert mein Meltdown in der Öffentlichkeit, fühle ich mich danach deswegen sehr schlecht. Das ist das Resultat jahrelangen Stigmas. Passiert mein Meltdown privat, fühle ich mich danach nicht schlecht deswegen. Ich versuche einfach, mich zu erholen, und mit meinem Leben weiter zu machen.
WIE POST-MELTDOWN AUSSIEHT
Post-meltdown kann beispielsweise so aussehen:
– Stimming
– müde sein
– Schmerzen haben
– verletzt sein
– sich von anderen Menschen zurückziehen
– andere Menschen aufsuchen
– hungrig und durstig sein
– sich wieder „normal“ verhalten
WAS POST-MELTDOWN HELFEN KANN
Hier sind einige Dinge, die jemandem helfen können, sich nach einem Meltdown wieder zu erholen:
– Stimming
– darüber reden
– nicht darüber reden
– sensorische Reize minimieren
– mündliche Sprache minimieren
– etwas Essen
– etwas Trinken
– sich ausruhen
– Schlafen
– Dinge tun, die einem gut tun
FAZIT
Meltdowns sind eine sehr individuelle Sache. Wie sie sich anfühlen, aussehen, möglicherweise verhindert werden können, gehandhabt werden sollten, und was davor, dabei, und danach helfen kann, sind demnach ebenfalls sehr individuell.
Eins haben alle Meltdowns gemeinsam: Die Person, die sie erlebt, hat sie nicht absichtlich. Und sie leidet mehr, als die Menschen, die sie miterleben. Behalten wir das also im Hinterkopf und handeln entsprechend.
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